Schwarzwälder Bote, 07.12.2000:


Stolz trägt Sebastian Schwarz das Nationaltrikot

Der 15-jährige Sportler des VC Nagold nach Sichtung in Abstadt-Tailfingen für die Bundesauswahl nominiert


VOLLEYBALL
Nagold (rnar). Frisch gebackener Nationalspieler ist der 15-jährige Volleyballer des VC Nagold, Sebastian Schwarz. Er wurde in den 18-köpfigen Kader der Jugend-Nationalmannschaft für die Jahrgänge 1985 und 1986 berufen. Als Zehnjähriger hatte Schwarz zu seinern Vater gesagt: "Ich werde rnal Nationalspieler."

Dieser Traum ist nun in Erfüllung gegangen. Nachdem er und seine Nagolder Mannschaftskameraden Marek Kolendo, Willy Belizer und Jaromir Zachrich für die Landesauswahl Baden-Württembergs gesichtet worden waren, ging es zum Ländervergleichskampf, dem sogenannten Bundespokal, nach Kaiserslautern vom 20. bis 22. Oktober. Das Ba-Wü-Team siegte, und Schwarz und Zachrich wurden zu einer einwöchigen Sichtung in die Sportschule Tailfingen in Albstadt eingeladen.
"Es gab viele Tests, Schnelligkeit, Sprungkraft, Reaktion, Koordination und Psyche wurden geprüft", erzählt Schwarz. Insgesamt wurden in Albstadt 62 junge Volleyballer aus ganz Deutschland auf Nationalmannschaftstauglichkeit hin gecheckt. Aus diesem Kreis wurden 18 Spieler für die National-Equipe rekrutiert - Schwarz war einer von ihnen, Zachrich wurde indes nicht berücksichtigt.
Sehr zufrieden ist Sebastians Vater Gerhard Schwarz mit der Unterstützung durch den Verband: "Der württembergische Volleyball-Verband (VLV) ist derzeit sehr aktiv im Jugendbereich und der Talentausbildung. Die hängen sich da echt rein." Ohne diese Unterstützung wäre das Pensum, das Sebastian absolviert, finanziell und zeitlich nicht zu bewältigen. Mindestens einmal im Monat ist das Volleyball-Ass in der Sportschule Tailfingen,
in den Schulferien oft eine ganze Woche am Stück.

seb_nat.jpg (12447 Byte)Nagolder Sebastian Schwarz auf dem Sprung in eine große Volleyball-Zukunft. (Foto: Ruh)

Pro Woche trainiert Schwarz vier mal. Dazu kommen zwei Trainings und ein Spiel pro Woche mit dem VC Nagold. Darüber hinaus hat der 15-Jährige auch ein so genanntes "Zweitspielrecht" das er bei den Aktiven in der Landesliga für Rottenburg wahrnimmt. Als großes Talent soll er bereits in jungen Jahren in einer anspruchsvollen Liga mit den Erwachsenen Spielerfahrung sammeln.
Mehr als erwähnenswert: Im Jugendbereich ist der VC Nagold so erfolgreich, dass er sich in den vergangenen Jahren regelmäßig für Turniere auf Bundesebene qualifizierte. Das heißt für die jungen Spieler freilich reisen, reisen, reisen. Hamburg, Hannover, Berlin heißen die
Austragungsorte beispielsweise. Da bleibt für die Schule kaum noch Zeit. Sebastian besucht die neunte Klasse des Christophorus-Gymnasiums in Altensteig. "Ein bisschen schlechter sind die Noten schon geworden, aber noch geht's", so die Selbsteinschätzung des Gymnasiasten.
Für den Jung-Nationalen gibt es nur noch Volleyball und Schule, für Freizeit bleibt kaum noch was übrig. "Er ist ein Spieler, der bereit ist, Leistung zu bringen", lobt ihn der Vater. Dies sei auch unabdingbar, will er sich auf nationaler Ebene durchsetzen. Seine großen Stärken hat der 1,90 Meter große Recke im Außenangriff. Aufschläge annehmen und Angriffe einleiten. Er ist ein sehr guter Techniker, beweglich und vielfältig einsetzbar. "er ist ein Spielertyp, der Verantwortung übernimmt. Von ihm wird deshalb immer das Maximum erwartet", hat sein Vater beobachtet.

Viel gelernt hat Schwarz bei seinem usbekischen Trainer Aider Asanow, ein Glücksgriff für den VC Nagold. Anfang April 2001 hat Schwarz seinen ersten großen Auftritt mit der Nationalmannschaft. Dann wird sich zeigen, ob ihn die Bundestrainer Michael Warm und Bernd Schlesinger in die erste Wahl nehmen.

Sebastian Schwarz verbindet eine enge Beziehung zu dem Behinderten-Sportler Bernd Heinrich, der bei den Paralympics in Sydney jüngst Gold holte. Als Schwarz von seinem großen Vorbild ein Trikot der Nationalmannschaft geschenkt bekommt, glänzen seine Augen sichtlich. Stolz läßt er sich in diesem Jersey für unsere Zeitung ablichten.