Schwarzwälder Bote, 17.06.2006:
Volleyball Bundestrainer beruft den Nagolder zum World Cup in den Niederlanden noch einmal in das Nationalteam der Versehrten
Von Michael Stark
Dreimal durfte sich Volleyballer Bernd Heinrich bei Paralympics mit der
Goldmedaille dekorieren lassen, einmal gab es Silber. Jetzt, sechs Jahre nach
seinem goldenen Abschied in Sydney, hat der Nagolder noch einmal einen Anruf des
Bundestrainers bekommen. »Ich konnte das zuerst gar nicht
so richtig glauben«, so die erste Reaktion von Bernd Heinrich auf die späte
Berufung. Als sich Athanasios Papageorgiou, langjähriger Weggefährte des
Nagolder Volleyballers, im April in Schietingen gemeldet hatte, weil er noch
einen Spieler für das Welt-Cup-Turnier gesucht hat, war die Uberraschung im
Hause Heinrich groß. »Eine Woche Holland, das wollte ich
erst mal mit meiner Familie besprechen. Außerdem geht das ja nicht ohne
Sonderurlaub.« Da die Gewährung des Sonderurlaubs für den Lehrer an der
Realschule in Gärtringen recht problemlos über die Bühne ging und aus der
Familie ein uneingeschränktes O.K.
kam, hat Bernd Heinrich dem Bundestrainer schließlich seine Zusage gegeben.
»Ob ich tatsächlich zum Einsatz komme, wird man sehen. Wenn es klappt, freue ich
mich natürlich«, so Bernd Heinrich.Die überraschende Berufung seitens des
Bundestrainers ist vor allem deshalb gekommen, weil ein Spieler der
Schadensklasse der C-Spieler ausgefallen ist und der beinamputierte Bernd
Heinrich als gelernter Zuspieler diese Lücke ausfüllen könnte.
»Fit bin ich eigentlich schon noch«, meint Bernd Heinrich lächelnd. »Aber
ob das noch für ein so großes Turnier wie den Welt-Cup ausreicht, das ist
natürlich eine andere Sache.«
Als langjähriger aktiver Spieler und Trainer des VC Nagold steht
der Vorsitzende des Nagolder Volleyballclubs auch sportlich gesehen noch voll im
Saft. Die Tatsache, dass er mit Mitte vierzig nicht mehr der Jüngste ist,
sieht er nicht als großes Problem an. Er setzt auf Routine.
Lange Zeit ist vergangenen, seit Bernd Heinrich erstmals für Deutschland
im Einsatz war, genau sind es 23 Jahre. »Zufälligerweise haben wir damals gegen
Holland gespielt«, erinnert sich der Sport- und Geschichtslehrer an sein Debüt
im Nationaldress. Wie viele Spiele er bis zu seinem vorläufigen Ende seiner
internationalen Karriere für Deutschland gemacht hat, vermag er nicht ganz genau
zu sagen. »Es waren so rund 130 oder 140«, schätzt er. Der Bundestrainer hat
seitdem nicht gewechselt. Athanasios Papageorgiou, der in der Szene auf der
ganzen Welt bekannt ist und Bücher über Volleyball geschrieben hat, ist nach wie
vor im Amt. Den größten Schlag hat er hinnehmen müssen, als die Entscheidung
gefallen war, dass Volleyball aus dem Programm der Paralympics gestrichen wird.
Somit waren die Paralympics 2000 in Sydney auch für ihn die letzten.
Los geht es mit dem Weltcup-Turnier am morgigen Sonntag für die Deutschen mit
dem Spiel gegen Weltmeister Kanada. Vertreten sind zudem Auswahlmannschaften aus
Polen, der Slowakei sowie aus Indien. Wie stark die einzelnen Gegner sind,
vermag Bernd Heinrich nicht zu sagen, doch der Sieg allein ist nicht alles. »Ich
freue mich auf ein schönes Turnier.«