Schwarzwälder Bote, 16.08.2019:


Ab jetzt ein weißer Fleck auf der Landkarte

Mit der Abmeldung des VC Nagold gibt es im Kreis Calw keine Männermannschaft mehr, die am Spielbetrieb teilnimmt

Volleyball zählt im Freizeitbereich zu den beliebtesten Sportarten in Deutschland. Auffallend ist jedoch, dass Volleyball wettbewerbsmäßig im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten deutlich unterrepräsentiert ist.Im Kreis Calw treten Frauenmannschaften aus Calw und Oberhaugstett in der Verbandsrunde an, direkt hinter der Kreisgrenze gilt der VfL Oberjettingen im weiblichen Bereich als Volleyball-Hochburg.
Absolut trist jedoch ist die Situation im Männerbereich. Der SV Althengtstett hat sich schon vor Jahren aus dem Verbandsspielbetrieb zurückgezogen. Verblieben war nur der VC Nagold - längere Zeit noch mit zwei Mannschaften, eine davon in der Bezirksliga. Doch aus zwei Teams wurde eine, in der kommenden Saison, die nach den Sommerferien startet, wird der Kreis Calw im Männer-Volleyball ein weißer 'Fleck auf der Landkarte sein.
Nachdem die Personalprobleme der Volleyballer aus Nagold immer drastischere Ausmaße angenommen haben und kaum frischer jugendlicher Wind den Verein erreicht hat, mussten die Verantwortlichen - allen voran der unermüdliche Bernd Heinrich - erkennen, dass die Spielerdecke für eine weitere Saison schlichtweg zu dünn ist und der Traditionsverein keine Mannschaft für die Saison 2019/20 melden kann.
Bernd Heinrich, seit 2002 Vorsitzender des Vereins und zudem lange Jahre Stütze der Behinderten-Nationalmannschaft und seit 1993 Spielertrainer des VCN, ist Volleyballer mit Leib und Seele, hat lange alles dafür getan, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten.

Michael Stark im Gespräch mit Bernd Heinrich


Herr Heinrich, wie sehr tut es weh, dass der Volleyballclub Nagold in der neuen Runde im Liga-Betrieb nicht mehr vertreten ist?

Inzwischen geht das schon. Wir hatten ja lange Zeit, uns darauf vorzubereiten. Allerdings ist da natürlich immer noch sehr viel Wehmut dabei, denn ich spiele im aktiven Bereich seit ich 15 bin, das heißt, inzwischen 42 Jahre. Mein Ziel war es eigentlich mit 60 aufzuhören.

Was glauben Sie, warum geht gerade im Kreis Calw im Männervolleyball so wenig oder fast gar nichts?

Ich kann da natürlich nur für den VC Nagold sprechen. Der Kern unseres Teams hat über Jahre beziehungsweise Jahrzehnte zusammengespielt. Da ist es vielleicht nicht immer einfach, in die Truppe reinzukommen. In den letzten Jahren war dann der Altersunterschied so groß, dass jüngere Spieler nicht mit uns älteren zusammenspielen wollten. Manche spielen nun in Freudenstadt, Rottenburg oder Tübingen. Hinzu kommt, dass viele die Verbindlichkeit des Trainings und der Spieltermine nicht mehr auf sich nehmen möchten.

Wo sind die ganzen jungen Leute, die Talent dazu haben, Volleyball zu spielen?

In den Hochburgen, wie zum Beispiel Rottenburg, ist es kein Problem, die Talente in den Verein zu bekommen. Bei uns gibt es auch Talente. Allerdings fehlt es an Trainern, um jede Altersgruppe mit Mannschaften zu bestücken. Hinzu kommt, dass so mancher lieber unverbindlich Beachvolleyball spielt und sich nicht an die Verpflichtungen innerhalb einer Mannschaft binden möchte.

Sehen Sie die Chance, im VC Nagold mittelfristig wieder etwas aufbauen zu können?

Wir sind in den letzten fünf Jahren im Jugendbereich wieder deutlich besser aufgestellt. Momentan haben wir eine' weibliche U20 und U18 im Spielbetrieb, dazu erfreulicherweise zwei U14-Mannschaften der männlichen Jugend. Hinzu kommt noch eine weibliche Nachwuchsgruppe. Viele Spieler und Spielerinnen gehen nach dem Abitur studieren, so dass sie für den Verein nicht mehr zur Verfügung stehen.

Ist der VC Nagold im Freizeitbereich aktiv - zum Beispiel mit Mixed-Teams?

Nein. Wir haben zwar eine Freizeitgruppe, die nimmt jedoch nicht am Spielbetrieb teil.

Geht das Training in der OHG-Halle auch ohne Rundenspielbetrieb weiter?

Wir trainieren weiter und freuen uns auch, wenn ambitionierte Volleyballer freitagabends zu uns stoßen.

Wird in Nagold in der Schule Volleyball gespielt oder als AG angeboten?

Am OHG gibt es meines Wissens nach eine AG, ansonsten ist Volleyball natürlich Bestandteil des Sportunterrichts. Meine Spielerinnen freuen sich jedenfalls immer, wenn Volleyball im Schulsport drankommt und sie glänzen können.

Gehen Sie ab und zu nach Rottenburg, um dort Bundesliga vor Ort zu sehen?

Ich versuche, ein bis zwei Mal mal pro Saison nach Rottenburg zu fahren, allerdings war dies in den letzten Jahren nicht immer so spannend. Ebenso oft schaue ich mir die Stuttgarter Volleyballerinnen an, da gibt es tolle Spiele zu sehen.

Noch eine persönliche Frage: Sie als Vollblutvolleyballer können doch sicher - gar nicht ohne (Volleyball). Was machen Sie jetzt?

Ich trainiere ja die weibliche U18 unseres Vereins. Das sind tolle Mädels, mit denen es mir großen Spaß macht zu trainieren. Was sich ändern wird, ist, dass nicht mehr so viele Wochenenden mit Spielen belegt sind. Da verpasse ich nicht
mehr so viele Spiele meiner beiden Söhne, die beim VfL Nagold Handball spielen.